HACCP Kühlkette: die Grundlage für sichere Lebensmittel

 

Wird die Kühlkette von Lebensmitteln unterbrochen, können sich gefährliche Keime vermehren – eine Gefahr, das das HACCP-System gezielt minimiert. Wie es funktioniert, welche Herausforderungen es gibt und worauf Unternehmen achten müssen, erfahren Sie in diesem Beitrag!

HACCP Grafik

Inhaltsüberblick

1. Was ist HACCP?

2. Bedeutung der Einhaltung der HACCP

3. Elemente des Managementsystems für die Lebensmittelsicherheit

4. HACCP & Basishygienemaßnahmen

5. Die 7 HACCP-Grundprinzipien

6. Praxisbeispiel

7. Herausforderungen & Grenzen

 

Was ist HACCP?

Das HACCP-System, kurz für Hazard Analysis Critical Control Point und deutsch Risiko-Analyse Kritischer Kontroll-Punkte, ist ein global anerkanntes Verfahren zur Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit. Entwickelt in den 1960er-Jahren von der NASA, um die Lebensmittelversorgung bei Weltraummissionen zu kontrollieren, wurde es später von verschiedenen Organisationen wie der WHO oder ICMSF (Internationalen Kommission für mikrobiologische Spezifikationen für Lebensmittel) weiterentwickelt.

Das System wird zwar hauptsächlich in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, kann aber auch in anderen Branchen genutzt werden, in denen Produktsicherheit und Prozesskontrolle eine zentrale Rolle spielen. Anwendungsbereiche sind beispielsweise die Pharmaindustrie.

HACCP basiert auf einem präventiven Ansatz: mögliche Gefahren für die Lebensmittelsicherheit, wie beispielsweise mikrobiologische, chemische oder physikalische Risiken, werden frühzeitig identifiziert, bewertet und durch gezielte Maßnahmen kontrolliert. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Transport, sondern auf der gesamten Prozesskette: von der Lagerung und Verarbeitung bis hin zur Verteilung und Auslieferung.

Die international verbindliche Grundlage für HACCP ist im FAO/WHO Codex Alimentarius festgelegt. Dort wird beschrieben, dass Unternehmen Gesundheitsgefahren analysieren und deren Wahrscheinlichkeit sowie Auswirkungen bewerten müssen. Darauf aufbauend sind vorbeugende Maßnahmen zu definieren, um Risiken bereits während der Herstellung oder entlang der gesamten Lebensmittelkette zu minimieren oder zu eliminieren.

Heute ist HACCP essenziell, um gleichbleibend hohe Lebensmittelqualität sicherzustellen und gesundheitliche Risiken für Verbraucher zu reduzieren.

 

Bedeutung der Einhaltung der HACCP

Eines ist mit Sicherheit bereits klar geworden: Die Einhaltung der HACCP ist entscheidend, um die Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln zu gewährleisten – insbesondere bei empfindlichen Produkten, die gekühlt werden müssen. Wird die Kühlkette unterbrochen, können sich Mikroorganismen wie Salmonellen schnell vermehren und eine ernsthafte Gefahr für die Lebensmittelsicherheit darstellen.

Aus diesem Grund sind Lebensmittelunternehmen verpflichtet, Kontrollen gemäß HACCP durchzuführen. Das europäische Lebensmittelrecht schreibt vor, dass Lebensmittelunternehmer gezielt Maßnahmen ergreifen müssen, um Risiken frühzeitig zu identifizieren und zu minimieren. Die Grundlage hierfür bildet die EU-Verordnung (EG) Nr. 852/2004, die den Einsatz von Managementsystemen entlang der gesamten Lebensmittelkette fordert. Solche Managementsysteme müssen sicherstellen, dass potenzielle Gesundheitsrisiken erkannt, dokumentiert und auf ein akzeptables Maß reduziert werden.

Die ISO 22000 bildet einen zentralen Bestandteil dieser Anforderungen. Diese internationale Norm definiert den Aufbau und Umfang von Managementsystemen für Lebensmittelsicherheit. Neben der Einhaltung der Kühlkette spielen Rückverfolgbarkeit und eine lückenlose Dokumentation eine zentrale Rolle in dieser Norm. Unternehmen müssen nachweislich darlegen, dass bewährte Verfahren eingehalten werden – sowohl für interne Qualitätssicherung als auch für behördliche Kontrollen.

Der präventive Ansatz von HACCP unterscheidet sich grundlegend von früheren Methoden, die sich primär auf die Endproduktprüfung konzentrierten. Statt nur fertige Lebensmittel zu kontrollieren, setzt HACCP auf vorbeugende Maßnahmen in jedem Schritt der Produktion und Distribution. Dadurch können Risiken frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor sie zu einem Problem werden.

Elemente des Managementsystems für Lebensmittelsicherheit

Ein effektives Managementsystem für Lebensmittelsicherheit basiert auf mehreren essenziellen Komponenten, die dazu beitragen, Gesundheitsrisiken zu minimieren und die Qualität von Lebensmitteln zu sichern.

Zu diesen Elementen gehören:

 

Zwei Hände halten einen Diamanten

Gute Hygienepraxis (GHP)

Maßnahmen zur Sicherstellung einer hygienischen Umgebung in allen Produktions- und Verarbeitungsstufen.

Hand hält ein Zahnrad, welches ein Häkchen enthält

Gute Herstellungspraxis (GMP)

Standards, die sicherstellen, dass Lebensmittel unter kontrollierten Bedingungen und mit geprüften Verfahren hergestellt werden.

Icon kostenpflichtige Mitgliedschaft

Eigenkontrollsysteme

Betriebliche Maßnahmen zur Überwachung der Basishygiene und zur Umsetzung von HACCP-gestützten Kontrollpunkten.

Darüber hinaus sind Rückverfolgbarkeitssysteme und effiziente Rückrufverfahren essenziell, um im Ernstfall schnell und gezielt reagieren zu können.

 
 

HACCP & Basishygienemaßnahmen

Die Grundlage für ein funktionierendes HACCP-System bilden sogenannte Basishygienemaßnahmen. Sie legen die grundlegenden hygienischen Anforderungen fest und schaffen die notwendigen Rahmenbedingungen für die Umsetzung der HACCP-Grundsätze. Ohne eine stabile Basishygiene kann HACCP nicht korrekt funktionieren. Aus diesem Grund sollten diese Maßnahmen bereits vor der Einführung HACCP-gestützter Verfahren etabliert sein.

Zu den zentralen Bausteinen der Basishygiene gehören die Gute Hygienepraxis (GHP) und die Gute Herstellungspraxis (GMP). Sie definieren Standards für die räumlichen und technischen Voraussetzungen, die Personalhygiene, Reinigung und Desinfektion, Schädlingsbekämpfung sowie die Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Arbeits- und Lagerräumen. Auch Maßnahmen zur Trennung von Arbeitsprozessen und Produktionslinien, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden, sind Bestandteil eines effektiven Basishygieneprogramms.

Während Basishygieneprogramme darauf ausgelegt sind, allgemeine und geringfügige Risiken zu kontrollieren, werden mittlere und hohe Risiken durch weiterführende operative Präventivprogramme (oPRPs) oder kritische Kontrollpunkte (CCPs) überwacht.

Operative Präventivprogramme (oPRPs)

oPRPs sind eng an den Produktionsprozess geknüpft und helfen, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens, Verbleibs oder der Verbreitung von Gefahren zu reduzieren. Sie umfassen messbare Kriterien, Monitoring-Verfahren, Dokumentation und Korrekturmaßnahmen.

Kritische Kontrollpunkte (CCPs)

CCPs hingegen sind essenziell für die gezielte Risikokontrolle. Sie ermöglichen es, Gefahren vollständig zu eliminieren oder auf ein akzeptables Maß zu reduzieren.

Die 7 HACCP-Prinzipien

Das HACCP-System basiert auf sieben Grundsätzen, die sicherstellen, dass Gesundheitsgefahren in der Lebensmittelproduktion präventiv erkannt, kontrolliert und dokumentiert werden. Diese Prinzipien bilden das Fundament eines funktionierenden Lebensmittelsicherheitsmanagements.

 

1. Durchführung einer Gefahrenanalyse

Der erste Schritt im HACCP-System ist die Identifikation potenzieller Gefahren, die vermieden, beseitigt oder auf ein akzeptables Maß reduziert werden müssen. Dabei werden sowohl mikrobiologische Risiken (z. B. Salmonellen, Campylobacter, Listerien) als auch physikalische Gefahren (z. B. Metallteilchen, Glas- oder Porzellansplitter) analysiert.

Zur besseren Bewertung kann eine Risikomatrix oder ein Entscheidungsbaum eingesetzt werden, um kritische Stellen im Produktionsprozess zu identifizieren. Besonders bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie rohem Fleisch, Fisch oder ungewaschenem Gemüse muss grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass krankmachende Keime vorhanden sind. Deshalb ist es essenziell, Maßnahmen zu ergreifen, die deren Vermehrung verhindern – beispielsweise durch eine ununterbrochene Kühlkette oder durch ausreichende Erhitzung.

 

2. Bestimmung der kritischen Kontrollpunkte (CCPs)

Sobald Gefahren identifiziert sind, müssen kritische Kontrollpunkte (CCPs) im Produktionsprozess bestimmt werden – also Punkte, an denen eine Kontrolle unbedingt erforderlich ist, um Risiken zu minimieren.

Es gibt zwei Arten von Kontrollpunkten:

CCPs (Critical Control Points)

Kontrollpunkte, an denen eine Gefahr gezielt eliminiert werden kann – etwa durch vollständiges Erhitzen von Speisen auf eine Kerntemperatur von über 72 °C, wodurch krankmachende Bakterien sicher abgetötet werden.

CPs (Control Points)

Kontrollpunkte, die Risiken reduzieren, aber nicht vollständig beseitigen können – etwa die konsequente Kühlung von Kaltspeisen oder die Begrenzung der Haltbarkeit auf den Tag der Herstellung.

Weitere wichtige Kontrollpunkte in der Küche sind die Wareneingangskontrolle, Tiefkühl- und Kühllagerung sowie die Trennung von rohen und verzehrfertigen Lebensmitteln.

 

3. Festlegung von Grenzwerten (Critical Limits)

Für jeden kritischen Kontrollpunkt müssen konkrete Grenzwerte definiert werden, anhand derer zwischen sicheren und unsicheren Lebensmitteln unterschieden werden kann. Dazu gehören Temperaturvorgaben für die Kühlung und Erhitzung oder zeitliche Begrenzungen für die Lagerung.

 

4. Einrichtung eines Überwachungssystems

Um sicherzustellen, dass die festgelegten Grenzwerte eingehalten werden, muss ein Überwachungssystem eingerichtet werden. Dieses umfasst regelmäßige Kontrollen und Messungen, beispielsweise Temperaturüberprüfungen in Kühlhäusern oder stichprobenartige Tests von Speisen.

 

5. Festlegung von Korrekturmaßnahmen

Falls ein Grenzwert überschritten wird, müssen sofortige Korrekturmaßnahmen definiert sein. Beispielsweise muss verdorbenes oder unsachgemäß gelagertes Lebensmittel entsorgt oder erneut erhitzt werden, falls die erforderliche Temperatur nicht erreicht wurde. Um eine schnelle Reaktion zu gewährleisten, empfiehlt sich ein Stammblatt für jeden CCP, auf dem alle relevanten Informationen dokumentiert sind.

 

6. Verifizierung des HACCP-Systems

Um sicherzustellen, dass das HACCP-System wie geplant funktioniert, müssen Verifizierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Dazu gehören interne Audits, regelmäßige Prüfungen der Prozessabläufe sowie die Evaluierung von Fehlerquellen und Verbesserungsmöglichkeiten.

 

7. Dokumentation und Aufzeichnungen

Eine lückenlose Dokumentation aller HACCP-relevanten Maßnahmen ist essenziell, um die Einhaltung der Vorschriften nachweisen zu können. Dazu gehören Temperaturprotokolle, Wareneingangskontrollen und Prüfberichte. Diese Aufzeichnungen dienen nicht nur der internen Qualitätssicherung, sondern sind auch für Behörden und Kontrollinstitutionen erforderlich.

 

Mit diesen sieben Grundsätzen wird sichergestellt, dass Risiken in der Lebensmittelproduktion frühzeitig erkannt und gezielt kontrolliert werden – für maximale Lebensmittelsicherheit und Qualität.

Wer ist für die Umsetzung des HACCP-Systems verantwortlich?

Die Verantwortung für die Umsetzung des HACCP-Systems liegt direkt bei den Lebensmittelunternehmern. Sie sind verpflichtet, Verfahren zu etablieren, die auf den HACCP-Grundsätzen basieren, diese konsequent anzuwenden und dauerhaft aufrechtzuerhalten.

Diese Verpflichtung gilt für alle Lebensmittelunternehmen – von der Produktion über die Verarbeitung bis hin zur Gastronomie und zum Handel. Eine Ausnahme bildet lediglich die Primärproduktion, also die landwirtschaftliche Urproduktion.

Wie prüft die Lebensmittelüberwachung die Umsetzung des HACCP-Systems?

Die Lebensmittelüberwachung kontrolliert, ob das HACCP-System korrekt umgesetzt wurde. Dabei wird geprüft, ob allgemeine Hygienemaßnahmen und spezifische HACCP-Kontrollen strukturiert voneinander getrennt sind und ob der Betrieb die HACCP-Grundsätze konsequent anwendet.

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Herausforderungen & Grenzen von HACCP

Ein HACCP-System ist nur so gut wie seine Umsetzung. Ohne klare Strukturen und ein kompetentes Team kann es seine Schutzfunktion nicht erfüllen.

Zu den häufigsten Herausforderungen gehören:

Icon zu groß

Unklarer Geltungsbereich

Ist dieser nicht eindeutig definiert oder zu weit gefasst, kann das System nicht effektiv greifen.

Zwei Menschen nebeneinander

Fehlendes oder unzureichend qualifiziertes Team

HACCP erfordert Fachwissen und Engagement. Ein schlecht zusammengestelltes oder unmotiviertes Team kann das gesamte Konzept scheitern lassen.

Stapel

Unzureichende Dokumentation

Wenn kritische Kontrollpunkte (CCPs) nicht sauber definiert oder dokumentiert sind, fehlt die Basis für eine verlässliche Überwachung.

Icon hohe Schadenssummen

Mangelnde Praxis

Ein theoretisch eingeführtes, aber nicht aktiv gelebtes System bleibt wirkungslos. Auch eine fehlende regelmäßige Bewertung kann dazu führen, dass Sicherheitslücken übersehen werden.

Icon Flexibel

Komplexität

Ist das System zu kompliziert gestaltet, kann es in der Praxis nicht effizient umgesetzt werden.

Ein HACCP-System schützt zudem nicht vor der Produkthaftung. Diese besteht unabhängig von Verschulden – im Zweifelsfall haftet das Unternehmen, das für das Lebensmittel verantwortlich ist. Eine lückenlose Dokumentation und der Nachweis der Einhaltung aller Sorgfaltspflichten können jedoch entlastend wirken.

Auch wenn alle Vorgaben beachtet wurden, können in der Praxis Fehler auftreten. Aktuelles Fachwissen ist essenziell – sowohl zur sicheren Handhabung der Produkte als auch zu den Methoden der Überwachung. Ein weiteres Risiko besteht in der Überwachung selbst: Werden Grenzwerte nicht in Echtzeit erfasst, kann beispielsweise eine Auslieferung trotz Überschreitung erfolgen, bevor eine Korrekturmaßnahme greift.

 

Für eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung von HACCP sind daher folgende Kompetenzen entscheidend:

  • Fachwissen zur sicheren Handhabung der Produkte
  • Kenntnisse über Überwachungsmethoden und Kontrollpunkte
  • Erfahrung in der Etablierung und Pflege von Kontrollsystemen

 

Nur mit diesen Faktoren kann HACCP zuverlässig funktionieren und zur Lebensmittelsicherheit beitragen.

Unser Fazit zu HACCP

Das HACCP-System ist ein unverzichtbares Element in der Lebensmittelproduktion, um Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu kontrollieren. Durch die präventive Herangehensweise sichert das System die Qualität von Lebensmitteln, aber auch anderen Produkten, entlang der gesamten Prozesskette.

Die Umsetzung erfordert klare Strukturen, ausgebildetes Personal und eine konsequente Dokumentation. Ohne ein gutes System und regelmäßige Überprüfungen können Risiken übersehen und Sicherheitslücken entstehen. Zudem schützt ein funktionierendes HACCP-System nicht vor Produkthaftung – der sorgfältige Nachweis aller Maßnahmen bleibt essenziell.

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zum Thema AIRFROSTER®

Hartmut Jagow

Hartmut Jagow und sein Team sind Spezialisten für die Planung und Realisierung von AIRFROSTER®-Systemlösungen.